Optimum - Kalte Spuren by Bicker Veronika

Optimum - Kalte Spuren by Bicker Veronika

Autor:Bicker, Veronika [Bicker, Veronika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: e-book Egmont INK
veröffentlicht: 2013-03-13T23:00:00+00:00


Kapitel zwölf

Abgeschnitten

Es war eine schlimme Nacht. Rica wäre am liebsten einfach weggelaufen, aber das war auch keine Lösung. Der Kerl wusste, in welchem Zimmer sie schlief, sicher hatte er inzwischen auch ihren Namen und ihre Adresse herausgefunden. War es nicht so, dass Serienmörder ihr Opfer verfolgten und nicht wieder aus den Augen ließen?

Rica wälzte sich von einer Seite auf die andere. Das Haus schien auf einmal nur noch aus Geräuschen zu bestehen, jedes Knarren von Holz, jedes Quietschen einer Bohle, jedes Rascheln von Mäusen unter dem Dach ließ Rica hochschrecken. Jedes Mal, wenn das passierte, beugte sie sich über die Bettkante herunter und sah nach, ob Nathan noch da war. Er hatte sich seine Matratze aus dem Zimmer hierhergeschleppt und sich ein Lager zwischen Elizas und Ricas Gepäck bereitet. Rica beneidete ihn um seinen festen Schlaf, jedenfalls bis sie zum sechsten Mal aufwachte und über die Kante nach unten spähte.

»Kannst du nicht mal Ruhe geben?«, murmelte Nathan, offensichtlich im Halbschlaf. »Wenn hier jemand reinkommt, dann fällt er erst mal über mich. Und ich beiße ihn dann ins Bein.«

Rica musste ein Kichern unterdrücken und zog sich ins Bett zurück. Danach verzichtete sie darauf, jedes Mal nach Nathan zu schauen, wenn sie aufwachte, aber aus Gründen, die sie selbst nicht richtig verstand, schlief sie nun besser. Vielleicht hatte die Müdigkeit sie endlich eingeholt.

Nach dieser langen Nacht schien der Tag gar nicht so recht kommen zu wollen. Während Rica die Augen aufschlug, meinte sie erst, ihr Wecker müsste sich irren, als er neun Uhr anzeigte. Das Licht, das durchs Fenster fiel, war so trüb, dass sie kaum mehr als diese Leuchtziffern erkennen konnte. Sie setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und dachte gerade noch rechtzeitig daran, Nathan auszuweichen. Der würde sich bedanken, wenn ich einfach auf ihn trete. Auf bloßen Füßen tappte sie zum Fenster. Sie bereute es sofort. Erstens war der Fußboden eiskalt, sodass ihr fast die Zehen abfroren, und zweitens konnte sie draußen das sehen, was sie bereits befürchtet hatte: Schneewehen. Mannshoch und höher, so hoch, dass die Fenster des Aufenthaltsraums unten nicht mehr zu sehen waren. Der verschlungene Weg, die Straße in der Ferne, die eindrucksvolle Berglandschaft – alles war im Weiß verschwunden. Dicke, graue Wolken hingen so tief über den Bergen, dass Rica den Eindruck hatte, sie müsste nur die Hand danach ausstrecken, um sie berühren zu können. Und noch immer fiel Schnee, still, sanft und unerbittlich.

»Fuck.«

Rica hatte es nur gemurmelt, aber offensichtlich reichte das, um Nathan zu wecken. Er stöhnte, wälzte sich auf die Seite und kam langsam auf die Füße. Er taumelte neben Rica ans Fenster und starrte ungläubig in den Schnee hinaus.

»Ich hasse diesen Scheißschnee«, meinte er dann und ließ sich wieder auf seine Matratze fallen.

»Was machen wir jetzt?«, wollte Rica wissen, während sie zum Bett zurücktapste. »Da kommt doch nie jemand zu uns durch.«

Nathan zuckte mit den Schultern und wickelte sich seine Bettdecke um die Füße. »Ach doch, wenn die erst mal ein Schneemobil haben oder so. Außerdem taut das bestimmt in ein paar Tagen wieder weg.



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